Im Schatten der Pyrenäen – Fußball in Andorra

Länderpunkt Nummer 19 stand an diesem Wochenende auf dem Plan. Dafür sollte es in die einzige Duarchie dieser Erde gehen – nach Andorra. Das Fürstentum Andorra ist mit seinen 78.000 Einwohnern der größte der sechs europäischen Zwergenstaaten und eben das einzige Land der Erde, das zwei ausländische Amtsträger als gleichberechtigte Staatsoberhäupter hat, den Bischof von Urgell und den französischen Staatspräsidenten. Bekannt dürfte Andorra vor allem als Steueroase und für seine spottbilligen Alkohol-, Tabak- und Benzinpreise sein.

Der Fußball dürfte für den Großteil der Besucher wahrscheinlich eher weniger Anlass sein das Land, welches mitten in den Pyrenäen liegt, zu besuchen, davon konnte ich mir dieses Wochenende ein Bild machen. Immerhin ist die Homepage des andorranischen Fußballverbandes als Auskunft für sämtliche Ansetzungen und Spielorte wärmstens zu empfehlen. Sollte doch einmal etwas nicht ganz klar sein, kann ich empfehlen einfach eine Mail an den Verband zu schreiben. So gelangte ich auch in Kontakt mit Xavi, dem „Head of communication“ des Verbandes. Dieser antwortete mir nicht nur freundlichst auf alle Anfragen, sondern bot mir auch gleichzeitig an ja nicht zu zögern ihn anzurufen, sollte ich irgendwelche Probleme haben.

Es gibt exakt 2 Möglichkeiten mit dem Auto nach Andorra zu fahren, eine aus Frankreich und eine aus Spanien. Aus Frankreich kommend, fuhr ich vorbei an meter-hohen Schneemassen während 25° und T-Shirt-Wetter angesagt waren. Nach meiner Ankunft habe ich erstmal eine Runde durch das kleine Städtchen gedreht.

Schon ganz nett und rundum von Berggipfeln eingeschlossen aber halt überlaufen von Touris und „Duty-Free-Shoppern“. Passend dazu war die Auskunft die ich in meiner Unterkunft bekam, als ich fragte, wie ich am besten in die Stadt komme: „Hier ist die Stadt und dort geht es zu den Outlets.“ Vielen dank auch, aber die Outlets interessieren mich mal sowas von überhaupt nicht… Also nach meiner kurzen Runde das erste Spiel angesteuert:

21.04.2018
Primera Divisió Andorra (1. Liga Andorra)
FC Santa Coloma – UE Sant Julia 0:1
Centre d’Entrenament de la FAF 1
70 Zuschauer

Das „Centre d’Entrenament de la FAF“ ist ein Sportgelände, das 2 Kunstrasenplätze umfasst, welche in der Mitte von einer Tribüne, mit Sitzplätzen in beide Richtungen, getrennt sind. Auf dem einen Platz finden sämtliche Spiele der 1. Liga statt und auf dem anderen sämtliche Spiele der 2. Liga, wobei es jedoch gelegentlich Ausnahmen gibt. Heute fand ein Spiel der Meisterrunde statt. Man konnte den 22 Akteuren zwar nicht den Willen absprechen, letzten Endes war das Niveau allerdings äußerst mau. Der „FC Santa Coloma“ hat seit 2014 jeden Meistertitel geholt, schloss die reguläre Saison als Erster ab und gilt damit logischerweise als Topfavorit auf den Titel. Man sah auch einen leichten Vorteil, der jedoch am Ende zu nichts zählbarem führte. In der Halbzeit begrüsste ich noch Xavi, der im Sprecherhäuschen auf der Tribüne daran werkelte, das Spiel in einem Livestream zu übertragen. Wahrscheinlich für die Unmengen an Exil-Andorranern, die darauf brennen Spitzenfußball aus der Heimat zu sehen…

22.04.2018
Copa Federació
FC Lusitans B – Ranger’s FC  3:2
Camp d’Esports d’Ordino
12 Zuschauer

Am nächsten Tag ging es mit einer Partie in der „Copa Federació“ weiter. Dies ist ein Pokal, der nach der regulären Saison, ebenfalls in einem Ligensystem, von den Teams der zweiten Liga ausgetragen wird, die sich nicht für die Aufstieg Play-offs qualifiziert haben, beziehungsweise für die Zweitvertretungen, die nicht aufsteigen dürfen, „damit diese auch noch ein paar Spiele mehr haben.“, wie Xavi mir erklärte.

Das Niveau bei dieser Partie war noch einmal ein gutes Stück schlechter. Das war Kreisligafußball vom allerfeinsten. Gespielt wurde wieder auf Kunstrasen, der sich gefühlt in einem Hinterhof einer Sporthalle befand. Normalerweise bin ich ja kein Freund vom künstlichen Grün aber in diesen Höhen, wäre es wahrscheinlich ziemlich unmöglich ein vernünftig bespielbares Fußballfeld mit Naturrasen zu gewährleisten.

22.04.2018
Playoff Ascens Segunda Divisió (2. Liga Andorra)
Atletic Club Escaldes – CE Jenlai 0:1
Centre d’Entrenament de la FAF 2
70 Zuschauer

Zurück in der Hauptstadt und zurück im „Centre d’Entrenament de la FAF“, dieses Mal jedoch mit Blick auf die andere Seite der Tribüne, schließlich spielten hier zwei Mannschaften der zweiten Liga um den Aufstieg in die höchste Spielklasse. Ein umkämpftes Spiel und ich würde sagen das beste, das ich in Andorra gesehen habe. Am Ende siegte einmal mehr der Underdog. Ich verabschiedete mich von Xavi, nicht jedoch ohne ihn vorzuwarnen, dass ich auf jeden Fall noch einmal für ein Länderspiel wiederkommen werde, schließlich finden diese im schmucken „Estadi Nacional“ statt.

22.04.2018
Copa Federació
FC Encamp B – UE Santa Coloma B 4:1
Camp de futbol Prada de Moles
50 Zuschauer

Auf dem Rückweg konnte ich noch perfekt ein weiteres Spiel der „Copa Federació“ mitnehmen. Dieses fand im nagelneuen „Camp de futbol Prada de Moles“ statt, welches wunderbar an einem kleinen Bach gelegen und mit Feldern für weitere Sportarten neben dem Hauptplatz ausgestattet ist. Außerdem stand hier eine nette Tribüne, die unter den Sitzplätzen die Umkleidekabinen und ein paar Funktionsräume beherbergte. Hier trafen heute zwei Zweitvertretungen aufeinander und trotzdem war der Zuschauerzuspruch in etwa genauso hoch (oder niedrig…), wie zuvor bei den anderen Spielen. Mitte der ersten Halbzeit traf auch der ein oder andere Spieler, der beim Spiel in den Aufstiegs-Play-offs zuvor noch auf dem Platz gestanden hatte, ein. Die Heimmannschaft war klar überlegen und gewann auch in der Höhe vollkommen verdient mit 4:1.

Als Fazit kann ich sagen, dass Andorra mich definitiv noch einmal wiedersehen wird. Ich habe sehr freundliche Menschen getroffen, das Bergpanorama ist überragend und das „Estadi Nacional“ will schließlich auch noch besucht werden. Übrigens waren alle von mir besuchten Partien kostenlos, was dem fußballerischen Niveau allerdings auch angemessen war. Doch trotzdem konnte ich auch hier, in diesem kleinen Land mitten in den Bergen, die Leidenschaft für den Fußball sehen, die eben nicht davon abhängt, wie groß das Spektakel, das Event drumherum ist und wie hoch die generierten Werbeeinnahmen sind, sondern dessen Quintessenz immer noch aus 22 Menschen und einem Ball besteht…

 

15.04.2018 FC Nantes Féminine – Nalliers Foot Espoirs 85 7:0

15.04.2018
Régionale 2 Féminine Pays de la Loire (4.Liga Frankreich Damen)
FC Nantes Féminine – Nalliers Foot Espoirs 85 7:0
Centre d’Entraînement la Jonelière
30 Zuschauer

Nachdem ich gestern sowohl das alte als auch das aktuelle Stadion des „FC Nantes“ besuchte, folgte heute das im September 1978 eingeweihte Trainingsgelände „La Jonelière“, auf dem sich auch die renommierte Fußballschule der „Canaris“ befindet. Hier ist auch die Frauenfußballabteilung des Vereins beheimatet, welche 2014 ins Leben gerufen wurde. Anders als andere Vereine, die dank der enormen finanziellen Möglichkeiten der Profi-Teams und das damit verbundene Prestige, durch Fusionen direkt in einer höheren Liga in den Frauenfußball einstiegen, fing man in Nantes in der untersten Liga an und marschiert seitdem durch die Ligapyramide. Einmal durfte man nicht aufsteigen, da der Verein nicht genügend Schiedsrichter stellte… Aktuell findet man sich also in der 4. Liga wieder und steht nach 16 Siegen in 16 Spielen und mit einem Torverhältnis von 111 zu 7 Toren unangefochten an der Tabellenspitze. Den Qualitätsunterschied bekamen auch die Gäste heute zu spüren. Diese schafften es kaum einmal in die gegnerische Hälfte.

 

14.04.2018 FC Nantes – Dijon FCO 1:1

14.04.2018
Ligue 1 (1.Liga Frankreich)
FC Nantes – Dijon FCO 1:1
Stade de la Beaujoire – Louis Fonteneau
19.209 Zuschauer

Nachdem ich am Nachmittag mit dem „Stade Marcel Saupin“ die ehemalige Heimat des „Football Club de Nantes“ besuchte, sollte am Abend mit dem „Stade de la Beaujoire“ die aktuelle Heimat folgen. Zudem gab es was zu feiern, handelte es sich doch um meinen Ground Nummer 400. Herzlichen Glückwunsch daher an mich persönlich an dieser Stelle 😉

Bis es soweit kommen sollte hieß es aber zunächst extrem viel Geduld zu beweisen. Um vom „Stade Marcel Saupin“ zum „Stade de la Beaujoire“ zu kommen braucht man mit dem Auto normalerweise rund 15 Minuten. Wir hatten also einen Puffer von ungefähr 50 Minuten. Rund 50 Minuten vor Anpfiff  befanden wir uns dann auch schon auf der Abfahrt und ca. 500 Meter vom Parkplatz entfernt, auf unseren Plätzen waren wir jedoch erst 5 Minuten nach Anpfiff. Unfassbar wie inkompetent Polizei und Ordnungsdienst den Verkehr hier vor dem Stadion „leiteten“, dass zudem auch noch etliche leere (!) Parkplätze geschlossen waren, hat sicher auch nicht zu einem reibungsloseren Ablauf geführt… Passiert mir eher selten bis gar nicht, nicht pünktlich zu Beginn im Stadion zu sein und dass es zum „Jubiläum“ passierte, ärgerte mich natürlich umso mehr. Dafür entschädigten mich das Stadion und die Stimmung der Heimkurve in den folgenden 85 Minuten umso mehr. Das „Stade de la Beaujoire“ mit seinem geschwungenen Dach und die von der „Brigade Loire 1999“ angeführte Heimkurve gehören in meinen Augen (und Ohren 😉 ) nämlich mit zu dem Besten, was Frankreich zu bieten hat.

Das Stadion heißt offiziell „Stade de la Beaujoire – Louis Fonteneau“, zu Ehren des ehemaligen Vereinspräsidenten, der maßgeblich dafür verantwortlich war, dass das Stadion gebaut wurde um das „Marcel Saupin“ zu ersetzen. Es wurde am 8. Mai 1984 mit einem Spiel des FC Nantes gegen Rumänien eingeweiht und hat aktuell eine Kapazität von 35.322 Plätzen. Es ist damit das siebt grösste Stadion des Landes. Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung bot es 52.923 Plätze. Gebaut wurde es ab 1982 in 16 Monaten, in Hinblick auf die EM 1984, die in Frankreich stattfand. Es fanden zwei EM-Spiele statt, darunter ein 5 zu 0 Sieg des Gastgeber Frankreichs – auf dem Weg zum ersten Titel der „équipe tricolore“ – gegen Belgien. Bei diesem Spiel wurde auch der Zuschauerrekord des Stadions aufgestellt: 51.359 Zuschauer wohnten dem Spiel bei.

Auch für die WM 1998 wurde das „Stade de la Beaujoire“ als Spielstätte ausgewählt. Hier fanden 5 Gruppenspiele und ein Viertelfinale statt. Im Rahmen der Modernisierungsmaßnahmen verschwanden die Stehplätze und die Kapazität sank auf 38.285 Plätze. Das nächste große Turnier, welches in Frankreich stattfand, war die EM 2016 auch hier hätte man gern als Spielstätte teilgenommen. Nachdem man jedoch den Auflagenkatalog der UEFA und die damit verbundenen exorbitanten Kosten sah, verzichtete die Stadt, der das Stadion gehört, auf eine Bewerbung als Spielstätte.

Im September 2017 wurde ein Neubauprojekt unter dem Namen „YelloPark“ vorgestellt. Dieses sieht vor bis 2022 ein neues Stadion westlich des aktuellen zu errichten und das aktuelle abzureißen. Auf dem Gelände des aktuellen Stadions sollen dann unter anderem Wohnungen, Bürogebäude, eine Schule und eine Sportklinik errichtet werden. Ob es letztlich dazu kommt, wird die Zeit zeigen. Heute konnte ich auf jeden Fall einige Fahnen und ein Spruchband der Anhänger sehen, die gerne ein gewisses Mitspracherecht in Bezug auf die Zukunft ihres lieb gewonnenen Stadions hätten.

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„Pour une vraie concertation sur l’avenir de la Beaujoire“ – Für ein wirkliches Mitsprecherecht bezüglich der Zukunft der Beaujoire

Der „Football Club de Nantes“ ist hinter der „AS Saint-Etienne“ und „Olympique de Marseille“ der Verein mit den dritt meisten Titeln in Frankreich. Die „Canaris“, wie der Klub in Anlehnung an seine knallgelben Trikots genannt werden, entstanden im Jahr 1943 aus der Fusion mehrerer Vereine aus Nantes, konnte man bisher 8 Meisterschaften und 3 Pokalsiege einfahren. Darüberhinaus ist der Verein für seine exzellente Jugendarbeit bekannt, aus der zahlreiche Nationalspieler hervorgegangen sind. In Nantes wurden unter anderem Didier Deschamps, Marcel Desailly, Christian Karembeu oder Mickaël Landreau ausgebildet. Nachdem der Verein im Jahr 1963 erstmalig in die Ligue 1 aufstieg, war es nicht zuletzt dieser hervorragenden Jugendarbeit zu verdanken, dass der Verein anschließend mit 44 Jahren Erstligazugehörigkeit einen französischen Rekord aufstellte und erst 2007 wieder in die zweite Liga abstieg.

In diesen 44 Jahren und vor allem in den 1970er und 1980er Jahren stieg man zu einem der erfolgreichsten Vereine des Landes auf. Ende der 1980er Jahre geriet der Klub durch eine riskante Transferpolitik immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Diese gipfelten 1992 darin, dass der Verein nur durch eine Restrukturierung und Umbenennung in „FC Nantes Atlantique“ einem Zwangsabstieg in die Ligue 2 entgehen konnte. Der sportliche Niedergang konnte jedoch auch in den folgenden Jahren nicht gestoppt werden. Zwar steigt der Verein im Sommer 2008 umgehend wieder in die Ligue 1 auf, im folgenden Jahr folgt jedoch postwendend der erneute Abstieg. In der Saison 2009/2010 folgt schließlich fast der Abstieg in die dritte Liga. Lediglich 2 Punkte trennen die „Canaris“ als 15. vom ersten Abstiegsplatz. Die sportlichen Problemen lassen sich auch an folgenden Zahlen ablesen: Während der Verein in den Jahren 1960 bis 2000 von lediglich 5 verschiedenen Trainern angeführt wurde, ist der Deutsche Gernot Rohr im Sommer 2009 bereits der zehnte Trainer seit 2000 – Kontinuität sieht anders aus… Erst 2013, zum 70. Geburtstag des Vereins, schafft man erneut den Aufstieg in die Eliteliga. Es folgten einige Jahre der sportlichen Konsolidierung ehe man im Sommer mit Claudio Ranieri den Mann verpflichtete, der das Wunder vollbrachte mit Leicester City die Premier League zu gewinnen.

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Diese Saison spielt man wieder um den Einzug ins internationale Geschäft mit. Vor dem heutigen Spieltag liegt man lediglich 3 Punkte hinter einem UEFA-Cup-Platz. Ein Sieg war heute also Pflicht, zumal mit den Gästen aus Dijon ein Verein aus dem Mittelfeld der Tabelle zu Gast war. Trotz eines äußerst engagierten Claudio Ranieri an der Seitenlinie, gelang es gegen giftige Gäste nicht mehr als ein Tor zu erzielen. So stand am Ende ein ernüchterndes 1:1 und die verpasste Gelegenheit nach Punkten zum Lokalrivalen „Stade Rennais FC“ aufzuschließen, der den 5. Platz belegt, welcher am Ende der Saison die Qualifikation für das internationale Geschäft bedeutet.

 

14.04.2018 FC Nantes Atlantique B – La Roche Vendée Football 5:1

 

14.04.2018
Championnat National 3 Pays de la Loire (5.Liga Frankreich)
FC Nantes B – La Roche Vendée Football 5:1
Stade Marcel Saupin
100 Zuschauer

Das 1937 eröffnete „Stade Marcel Saupin“, in dem heute die zweite Mannschaft des FC Nantes spielt, war viele Jahre die Heimat des Vereins. Von 1945 bis zum Umzug in das „Stade de la Beaujoire“ im Jahr 1984, war das ehemals „Stade Malakoff“ genannte Stadion Austragungsort der Spiele eines der legendärsten Vereine seiner Zeit. Bevor es dazu kam, wurde es jedoch zunächst, nach der Besatzung Frankreichs im zweiten Weltkrieg, als Fuhrpark der Wehrmacht genutzt. Dies führte dazu, dass das Stadion am 16. und 23. September 1943 von den alliierten Streitkräften heftig bombardiert und zerstört wurde. Erst im Oktober des folgenden Jahres wurde es wiedereröffnet. Nach dem Ende des Krieges wurde es schließlich ab September 1945 die Heimstätte des „Football Club de Nantes“.

Das Stadion, welches sich direkt am Ufer der Loire befindet, wurde bereits 1955 auf 20.000 Plätze ausgebaut und erhielt 1957 erstmals eine Flutlichtanlage. Anfang der 1960er-Jahre kamen weitere 5.000 Plätze hinzu und im Jahr 1965 wird das „Stade Malakoff“ schließlich zu Ehren des Vereinsgründers und ehemaligen Präsidenten in „Stade Marcel Saupin“ umbenannt. Diese Umbenennung ging jedoch nicht ohne Nebengeräusche vonstatten, denn es gilt als erwiesen, dass Saupin zumindest Kontakte zu den Kollaborateuren, also jenen (politischen) Kreisen, die mit den Nazis zusammenarbeiteten, pflegte.

Bereits 1969 erfolgte die nächste Renovierung und die Kapazität stieg auf 33.000 Plätze. Bereits in den 1970er-Jahren wurde die Kapazität jedoch trotz der enormen Popularität des Clubs, aufgrund der strategisch schlechten Lage, eingequetscht zwischen dem Fluss auf der einen Seite und dem Verkehrsnetz auf der anderen, wieder auf 29.500 beschränkt. Vielleicht liegt es jedoch gerade an dieser Lage mitten in der Stadt, dass das „Stade Marcel Saupin“ zu einem der legendärsten Orte des französischen Fußballs wird. Der FC Nantes holte in diesem Stadion sechs Meistertitel, fünf Vize-Meisterschaften und einen Pokalsieg, erreichte hier 1980 ein Europapokalhalbfinale und lieferte sich über nahezu zwei Jahrzehnte einen Zweikampf mit dem AS Saint-Etienne um die französische Meisterschaft. Auch die „Equipe tricolore“ spielte bis Anfang der 1970er-Jahre regelmäßig hier. 1984 folgte schließlich der Umzug in das für die EM 1984 neu errichtete „Stade de la Beaujoire“ und im „Marcel Saupin“ spielte fortan nur noch die zweite Mannschaft. Im Jahr 2006 wurde das Stadion dann bis auf die Haupttribüne und das Spielfeld abgerissen um Platz für ein Großbauprojekt mit Hotels, Parkhaus und Appartements zu schaffen, welches ihm sein heutiges Gesicht gibt. Heute fasst das Stadion nur noch 1.880 Plätze und liegt eingepfercht zwischen Hochhäusern auf dessen Dächern und Balkonen das Flutlicht zu finden ist.

 

13.04.2018 Stade Lavallois Mayenne FC – Lyon Duchère AS 0:1

13.04.2018
Championnat National (3.Liga Frankreich)
Stade Lavallois Mayenne FC – Lyon Duchère AS 0:1
Stade Francis-Le-Basser
5.344 Zuschauer

Aufstiegskandidat gegen graues Mittelfeld – die Rollen schienen vor dem Spiel klar verteilt zu sein. Sollten die Gastgeber des „Stade Lavallois Mayenne FC“ hier heute gewinnen, waren sie weiterhin ganz dick im Geschäft um eine direkte Rückkehr in die Ligue 2.

Dem 1902 gegründeten Verein gelang 1976 der erstmalige Aufstieg in Frankreichs Eliteliga, in der man 1982 und 1983 jeweils den 5. Platz belegte. 1983 gelingt dadurch sogar die Qualifikation zum UEFA-Cup. In diesem traf man in der ersten Runde auf das damalige Starensemble von Dynamo Kiew rund um den legendären Oleg Blochin. Nach einem 0:0 im Hinspiel in Kiew gelingt im Rückspiel ein kaum für möglich gehaltener 1:0 Sieg. In der nächsten Runde hieß der Gegner Austria Wien. Nach einem 0:2 in Wien führte man im Rückspiel bereits zur Halbzeit mit 3:0, brach allerdings in der 2. Halbzeit ein und kassierte noch 3 Tore. 1989, nach 13 Jahren in der ersten Liga, steigt Laval als Vorletzter ab.

Es folgen unzählige vergebliche Anläufe wieder aufzusteigen und 2006 folgt letztlich der Abstieg in die 3. Liga. Im Jahr 2009 geht es nochmal hoch in die Ligue 2 und letztes Jahr schließlich wieder runter in die Drittklassigkeit.

Im Verein, der in Frankreich vor allem für seine gute Nachwuchsarbeit bekannt ist,  spielten einige bekannte Namen, wie zum Beispiel Frank Leboeuf und Jérôme Leroy oder Ousmane Dabo, Francis Coquelin und Pierre-Emerick Aubameyang, welche auch vom Verein ausgebildet worden sind.

Unter den ehemaligen Spielern befinden sich auch drei Deutsche: Georg Tripp, Uwe Krause und Erwin Kostedde. Während die ersten beiden jeweils 3 Jahre in Laval spielten und je über 60 Tore schossen, blieb Kostedde nur ein Jahr, hinterließ aber aufgrund einer kuriosen Geschichte einen bleibenden Eindruck. Nach jedem Spiel stieg er direkt in den nächsten Flieger gen Heimat, blieb dort unter der Woche um beim damaligen Zweitligisten in Herford zu trainieren. Trotz allem lief er Wochenende für Wochenende wieder von Anfang an auf und wurde 1980 mit 21 Toren Torschützenkönig der Ligue 1.

Heimat der Orange-Schwarzen ist seit 1971 das „Stade Francis-Le-Basser“, mit seinen 18.467 Plätzen. Heute fanden sich 5.344 Zuschauer ein. Diese sahen ein Spiel, in dem man den Gastgebern den Willen nicht absprechen konnte. Sie waren jedoch zu überhastet, spielten zu viele Fehlpässe und schwächten sich durch eine frühe Gelb-Rote Karte in der 25. Minute auch noch selbst. Trotzdem waren sie bis auf wenige Minuten zu Beginn der zweiten Halbzeit die klar tonangebende Mannschaft. Am Ende stand eine bittere Niederlage, die den Kampf um den Aufstieg sicher nicht einfacher werden lässt.